Schreiben & Lesen, Recherche & Korrekturen – während bei dem
einen Werk – hier auf dem Foto ist das »Requiem« – noch die Fahnen durchzusehen
sind, drängt der nächste Roman auf Fertigstellung...
Ich korrigiere ab Durchgang II stets am ausgedruckten Werk, morgens, nach meinen Beobachtungsstudien, die eher dem Erwachen der Sprache dienen. Seite um Seite, laut vortragend, obendrein als Hördatei aufgenommen; manche Sätze oder Satzteile in sieben, acht verschiedenen Varianten. Entschieden wird zu diesem Zeitpunkt des Tages noch kaum etwas.
Der Vormittag ist dem Schreiben selbst gewidmet, kürzere Texte oder spätere Kapitel – meine bevorzugte Arbeitszeit. Die bewusste Lektüre, deren Beobachtungen in Notizen festgehalten werden, folgt als Ruhepause, bevor ich nachmittags meiner eigenen Morgenstimme lausche. Dann vermerke ich Störendes im Klangraum, verändere Sätze, vertiefe Wendungen, entscheide, welche Variante final aufgenommen wird, um alsdann diese handschriftlichen Korrekturen in die Textdatei zu übertragen.
Der eigenen Stimme, die den Entwurf vorliest, mittels Lautsprecher zu lauschen – nach Jahren gewöhnt man sich (vielleicht) daran; hilfreich ist es allemal, bewirkt es doch eine Distanzierung zum Werk.
Sehr organisiert, der Tag, mag man sagen. Stimmt wohl auch. Ohne diese klare Tages- und Arbeitsstruktur wäre es mir in der Vergangenheit nicht möglich gewesen, mich trotz Mehrfachbelastung so dem Schreiben zu widmen wie ich es wollte. Und da es sich bewährte, wurde es beibehalten ;-)
Marlen Schachinger ist Autorin und Autorenpatin für Tatort-Schreibtisch.
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