Tatort-Schreibtisch: Aus der Praxis!
Von den Profis lernen!
Erfahrene Fachleute ermöglichen in den Tatort-Schreibtisch-Sachbüchern einen exklusiven Blick hinter die Kulissen ihrer Arbeit, berichten von ihren Erfahrungen in der Praxis und geben wertvolle Tipps. Interessiert? Dann scrollen Sie weiter ...Wie man Lampenfieber und Angst überwinden und Bühnenpräsenz erreichen kann
In diesem kompakten und sehr lesenswerten Text berichtet der Schauspieler und Psychotherapeut aus seiner Praxis und verrät, wie man seiner Angst aktiv begegnet und sie sicher hinter sich lässt. Ergänzt wird der Beitrag durch einen ausführlichen Praxisteil mit Atemübungen sowie Tipps zur Selbstmodulation. Das ist nicht nur für Autoren auf der Lesebühne interessant, sondern für alle, die vor Gruppen sprechen müssen.
"Überleben vor Leuten" ist ein E-Single aus dem Tatort-Schreibtisch-Ratgeber "Hört mir jemand zu?"
Raoul Biltgens bietet praxisorientierte Hilfe für alle, die auf der Bühne stehen oder vor Publikum reden müssen. Mit ausführlichem Übungsteil!
ISBN 9783946312260
ca. 56 Seiten
E-Book-Single: 5,99 €
E-Book ohne Anmeldung kaufen
Raoul Biltgen, geboren 1974 in Luxemburg, lebt in Wien, er ist Schauspieler, Schriftsteller und Psychotherapeut. Als Autor schrieb er zahlreiche Kurzgeschichten, Theaterstücke und Bücher, außerdem verfasst er eine wöchentliche Liebes- und Sexkolumne. 2014 und 2017 wurde er mit seinen Kurzgeschichten für den Friedrich-Glauser-Preis in der Sparte „Kurzkrimi“ nominiert. Im Kick-Verlag erschien außerdem der Beitrag „Überleben vor Leuten“ in dem Ratgeber „Hört mir jemand zu?“.
Leseprobe:
2. Bühnenpräsenz
Angeblich gibt es Menschen, die eine vollkommen natürliche Bühnenpräsenz haben, denen das Charisma förmlich in die Wiege gelegt wurde.
„Bis heute ziehen solche Menschen andere in ihren Bann. […] Aber bis heute gibt es keine Formel, die erklärt, warum manche Menschen dies vermögen und andere nicht.“ (Horcher 2015)
Das klingt sehr praktisch, denn das heißt, entweder man hat es, oder man hat es nicht. Wenn nicht, dann kann man – leider leider – auch nichts machen.
Doch. Man kann.
Vor vielen Jahren sollte ich mit zwei Kolleginnen bei einer Autorenlesung auftreten. Vor der Veranstaltung redeten wir über die Reihenfolge. Eine der beiden Kolleginnen meinte sofort, sie wolle auf jeden Fall als erste lesen, dann habe sie es hinter sich. Und als sie dann vorlas, dachte ich nur: Dann haben es auch die Zuhörer hinter sich. Man merkte es ihr an, dass sie nicht lesen wollte. Alle waren froh, als es vorbei war. Sie auch.
Ich weiß nicht, warum sie so ungern vor Publikum gelesen hat, ob sie Angst hatte, ob sie dachte, sie sieht doof aus, ob sie bisher nur negative Rückmeldungen bekommen hatte. Egal, was es war: Sie war überzeugt davon, es nicht zu können. Und das würde sich nicht ändern, so lange sie mit der Einstellung an einen Auftritt heranging, es irgendwie und so schnell wie möglich hinter sich zu bringen.
Und genau hier finden wir den wichtigsten Ansatzpunkt: Eine Einstellung kann man ändern. Weil wir uns nicht alles von uns selbst gefallen lassen müssen.
Dieser Satz ist einer der zentralen Ansätze Viktor E. Frankls, des Begründers der Existenzanalyse und Logotherapie, einer Psychotherapierichtung, die nach Freuds Psychoanalyse und Adlers Individualpsychologie als dritte Wiener Schule der Psychotherapie gilt. Frankls Ansicht nach ist der Mensch nicht nur durch Körper und Gefühle geprägt, vielmehr gibt es noch eine dritte Dimension, jene des Geistes, kraft dessen wir Stellung zu den anderen beiden Dimensionen beziehen können (nach Frankl 1998 und 2013).
Wir nehmen also unsere Gefühle wahr: Wenn wir einen ungewollten Auftritt absolvieren müssen, sind das zum Beispiel Angst oder Abscheu. Und wir nehmen auch unseren Körper wahr: in der gleichen Situation zum Beispiel übermäßiges Schwitzen oder Zittern. Und nun können wir selber entscheiden, wie wir damit umgehen: Lassen wir uns ins Boxhorn jagen und versuchen, das Ganze so schnell wie möglich hinter uns zu bringen, oder lehnen wir uns gegen die Angst auf und unternehmen etwas dagegen?
Raoul Biltgen: Überleben vor Leuten
Wird Ihnen heiß, wenn Sie vor Publikum treten? Fürchten Sie, zu stottern, wenn Sie eine Rede halten müssen? Haben Sie Angst, im Rampenlicht zu stehen? Kurz gesagt: Leiden Sie unter Lampenfieber? Kein Problem, meint Raoul Biltgen, Ihnen kann geholfen werden!In diesem kompakten und sehr lesenswerten Text berichtet der Schauspieler und Psychotherapeut aus seiner Praxis und verrät, wie man seiner Angst aktiv begegnet und sie sicher hinter sich lässt. Ergänzt wird der Beitrag durch einen ausführlichen Praxisteil mit Atemübungen sowie Tipps zur Selbstmodulation. Das ist nicht nur für Autoren auf der Lesebühne interessant, sondern für alle, die vor Gruppen sprechen müssen.
"Überleben vor Leuten" ist ein E-Single aus dem Tatort-Schreibtisch-Ratgeber "Hört mir jemand zu?"
Raoul Biltgens bietet praxisorientierte Hilfe für alle, die auf der Bühne stehen oder vor Publikum reden müssen. Mit ausführlichem Übungsteil!
ISBN 9783946312260
ca. 56 Seiten
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Raoul Biltgen, geboren 1974 in Luxemburg, lebt in Wien, er ist Schauspieler, Schriftsteller und Psychotherapeut. Als Autor schrieb er zahlreiche Kurzgeschichten, Theaterstücke und Bücher, außerdem verfasst er eine wöchentliche Liebes- und Sexkolumne. 2014 und 2017 wurde er mit seinen Kurzgeschichten für den Friedrich-Glauser-Preis in der Sparte „Kurzkrimi“ nominiert. Im Kick-Verlag erschien außerdem der Beitrag „Überleben vor Leuten“ in dem Ratgeber „Hört mir jemand zu?“.
Leseprobe:
2. Bühnenpräsenz
Angeblich gibt es Menschen, die eine vollkommen natürliche Bühnenpräsenz haben, denen das Charisma förmlich in die Wiege gelegt wurde.
„Bis heute ziehen solche Menschen andere in ihren Bann. […] Aber bis heute gibt es keine Formel, die erklärt, warum manche Menschen dies vermögen und andere nicht.“ (Horcher 2015)
Das klingt sehr praktisch, denn das heißt, entweder man hat es, oder man hat es nicht. Wenn nicht, dann kann man – leider leider – auch nichts machen.
Doch. Man kann.
Vor vielen Jahren sollte ich mit zwei Kolleginnen bei einer Autorenlesung auftreten. Vor der Veranstaltung redeten wir über die Reihenfolge. Eine der beiden Kolleginnen meinte sofort, sie wolle auf jeden Fall als erste lesen, dann habe sie es hinter sich. Und als sie dann vorlas, dachte ich nur: Dann haben es auch die Zuhörer hinter sich. Man merkte es ihr an, dass sie nicht lesen wollte. Alle waren froh, als es vorbei war. Sie auch.
Ich weiß nicht, warum sie so ungern vor Publikum gelesen hat, ob sie Angst hatte, ob sie dachte, sie sieht doof aus, ob sie bisher nur negative Rückmeldungen bekommen hatte. Egal, was es war: Sie war überzeugt davon, es nicht zu können. Und das würde sich nicht ändern, so lange sie mit der Einstellung an einen Auftritt heranging, es irgendwie und so schnell wie möglich hinter sich zu bringen.
Und genau hier finden wir den wichtigsten Ansatzpunkt: Eine Einstellung kann man ändern. Weil wir uns nicht alles von uns selbst gefallen lassen müssen.
Dieser Satz ist einer der zentralen Ansätze Viktor E. Frankls, des Begründers der Existenzanalyse und Logotherapie, einer Psychotherapierichtung, die nach Freuds Psychoanalyse und Adlers Individualpsychologie als dritte Wiener Schule der Psychotherapie gilt. Frankls Ansicht nach ist der Mensch nicht nur durch Körper und Gefühle geprägt, vielmehr gibt es noch eine dritte Dimension, jene des Geistes, kraft dessen wir Stellung zu den anderen beiden Dimensionen beziehen können (nach Frankl 1998 und 2013).
Wir nehmen also unsere Gefühle wahr: Wenn wir einen ungewollten Auftritt absolvieren müssen, sind das zum Beispiel Angst oder Abscheu. Und wir nehmen auch unseren Körper wahr: in der gleichen Situation zum Beispiel übermäßiges Schwitzen oder Zittern. Und nun können wir selber entscheiden, wie wir damit umgehen: Lassen wir uns ins Boxhorn jagen und versuchen, das Ganze so schnell wie möglich hinter uns zu bringen, oder lehnen wir uns gegen die Angst auf und unternehmen etwas dagegen?
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So gelingt die perfekte Autorenlesung
"Hört mir jemand zu?"
Ein Buch schreiben ist eine Sache – vor Publikum daraus vorlesen eine ganz andere. Wer schon einmal auf einer Lesebühne gestanden hat, der weiß, was alles bei einer Autorenlesung schief gehen kann. Doch es ist nicht nötig, alle schlechten Erfahrungen selbst zu machen...
Sieben
ausgewiesene Profis auf ihrem Gebiet berichten in diesem Buch von ihrem
Weg zur perfekten Lesung und verraten ihre ganz persönlichen Tricks, die
sowohl für Anfänger als auch für Lesungsprofis hilfreich sind - mit
Tipps und Checklisten für Autoren, Buchhändler und Bibliotheken-
ISBN 9783946312185
312 Seiten
Print-Ausgabe: 24 € (A: 24,80 €)
E-Book: 19,99 €
E-Book ohne Anmeldung kaufen
gedrucktes Buch kaufen
Die Autoren sind:
Ralf Kramp, Krimiautor in der Eifel, ist mit inzwischen mehr als 1500 Lesungen einer der profiliertesten Vorleser Deutschlands. Kramps Auftritte sind legendär, und Veranstalter wie Publikum lieben ihn gleichermaßen.
Sebastian Fuchs ist Sprecher, Sprechtrainer und langjähriger Dozent für Sprecherziehung an der Schauspielschule „Ernst Busch“. Er brilliert als Sprechvirtuose und kennt alle Kniffe, auf der Bühne nicht die Stimme zu verlieren.
Raoul Biltgen ist nicht nur Autor, sondern auch Schauspieler und Psychotherapeut. Sein Wissen aus diesen drei Professionen vereint er in diesem Buch und weist einen Weg, im Rampenlicht vor Leuten zu überleben.
Mischa Bach und Arnd Federspiel sind 2/3 des Essener Krimi-Überfallkommandos und als Autoren erfahrene Lesungs-Dramatiker. Sie kennen die Tücken der Praxis und wissen, wie gute Textarbeit vor einer Lesung hilft.
Stefanie Hoever von der Mayerschen Buchhandlung in Aachen organisiert mit ihrem Team pro Jahr rund 500 - 600 Lesungen und schöpft aus einem reichen Erfahrungsschatz, von dem nicht nur Buchhändler profitieren.
Markus Stromiedel ist seit mehr als 25 Jahren Autor und Drehbuchautor, in dieser Zeit entstanden sieben Romane und mehr als 40 verfilmte Drehbücher. Aus seiner Feder stammt zum Beispiel die Figur des Kieler Tatort-Kommissars "Klaus Borowski".
© Autorenfotos: Bianca Kübler (Foto Raoul Biltgen), Stephan von Knobloch (Foto Mischa Bach und Arndt Federspiel), Fotostudio Berns (Foto Stefanie Hoever), Jörg Schwalfenberg (Foto Markus Stromiedel)
ISBN 9783946312185
312 Seiten
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Ralf Kramp, Krimiautor in der Eifel, ist mit inzwischen mehr als 1500 Lesungen einer der profiliertesten Vorleser Deutschlands. Kramps Auftritte sind legendär, und Veranstalter wie Publikum lieben ihn gleichermaßen.
Sebastian Fuchs ist Sprecher, Sprechtrainer und langjähriger Dozent für Sprecherziehung an der Schauspielschule „Ernst Busch“. Er brilliert als Sprechvirtuose und kennt alle Kniffe, auf der Bühne nicht die Stimme zu verlieren.
Raoul Biltgen ist nicht nur Autor, sondern auch Schauspieler und Psychotherapeut. Sein Wissen aus diesen drei Professionen vereint er in diesem Buch und weist einen Weg, im Rampenlicht vor Leuten zu überleben.
Mischa Bach und Arnd Federspiel sind 2/3 des Essener Krimi-Überfallkommandos und als Autoren erfahrene Lesungs-Dramatiker. Sie kennen die Tücken der Praxis und wissen, wie gute Textarbeit vor einer Lesung hilft.
Stefanie Hoever von der Mayerschen Buchhandlung in Aachen organisiert mit ihrem Team pro Jahr rund 500 - 600 Lesungen und schöpft aus einem reichen Erfahrungsschatz, von dem nicht nur Buchhändler profitieren.
Markus Stromiedel ist seit mehr als 25 Jahren Autor und Drehbuchautor, in dieser Zeit entstanden sieben Romane und mehr als 40 verfilmte Drehbücher. Aus seiner Feder stammt zum Beispiel die Figur des Kieler Tatort-Kommissars "Klaus Borowski".
© Autorenfotos: Bianca Kübler (Foto Raoul Biltgen), Stephan von Knobloch (Foto Mischa Bach und Arndt Federspiel), Fotostudio Berns (Foto Stefanie Hoever), Jörg Schwalfenberg (Foto Markus Stromiedel)
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Der ultimative Bericht aus der Autorenpraxis - amüsant und lehrreich!
Jan Schröters "Goldene Schreibregeln"
Der erfolgreiche Roman- und Drehbuchautor Jan Schröter verrät in diesem höchst vergnüglichen Schreibratgeber 22 Regeln, die ihm auf dem Weg zum Autor geholfen haben...Das ist nicht nur für werdende Autoren interessant, sondern auch
für alle, die mehr von der Welt erfahren möchten, in der sich Autoren
bewegen. Denn Schröter gibt nicht nur Schreibtipps, sondern er ergänzt
seine Ratschläge mit augenzwinkernden Berichten aus seinem Arbeitsleben.
Absolut lesenswert!
»Jan Schröter ist ein Spezialist für existentielle Fragen in lockerem Unterhaltungston, und er beantwortet sie mit einem sehr feinen, leisen Humor.« - BRIGITTE
Der ultimative Bericht aus der Autorenpraxis - amüsant und lehrreich!
ISBN 9783946312154
136 Seiten
Print-Ausgabe: 12 € (A: 12,40 €)
E-Book: 9,99 €
E-Book ohne Anmeldung kaufen
gedrucktes Buch kaufen
Jan Schröter kennt die Höhen und die Tiefen des Autorendaseins schmerzlich genau. Er arbeitete als Journalist und Kolumnist, schrieb Reiseführer und Kurzgeschichten, massierte die Herzen der Zuschauer mit seinen Drehbüchern für den ZDF-Kultdampfer „Das Traumschiff“ und war jahrelang Stammautor der ARD-Serie „Großstadtrevier“. Bekannt geworden ist er durch seine absurd-komischen Krimis und Romane, in denen er augenzwinkernd und nicht ohne Mitgefühl seine Figuren ins Chaos stürzt.
Autorenportrait von Jan Schröter
LESEPROBE
Vor einiger Zeit bat mich mein Verleger um einen kurzen Text darüber, wie ich ein Autor geworden bin. Er wusste damals bereits, dass ich diesbezüglich einige schillernde Geschichten zu bieten hatte. Und als ich meinen Text ablieferte, war uns beiden klar: Dies kann nur das erste Kapitel eines Romans sein.
Das wurde es dann auch. Der Roman „Wie mich mein Deutschlehrer fast umbrachte … ich als russischer Arzt praktizierte, das Liebesleben einer Chefsekretärin beflügelte und trotzdem Autor wurde“ verpackt persönliche Erfahrungen in eine fiktive Rahmenhandlung. Zur Auflockerung, als „Running Gag“ und um zwischendurch immer mal wieder den Bezug zum Schreiben herzustellen, verpasste ich jedem Kapitel mindestens eine besondere, schrifttypisch abgesetzte Textzeile. In diesen Zeilen formulierte ich Schreibregeln, 22 griffige Thesen aus der Praxis des Autorendaseins.
Und als der Roman fertig war, meldete sich wieder mein Verleger.
„Diese Schreibregeln, die sind großartig! Damit musst du mir unbedingt noch ein Buch schreiben. Für unsere Berufskollegen und überhaupt für jeden, der sich für das Schreiben interessiert.“
Ich hasse die meisten pädagogischen Sachbücher. Und zwar aus Erfahrung, ich habe in grauer Vorzeit Erziehungswissenschaft studiert. Spätestens, wenn man konsterniert und allein vor einer voll aus dem Ruder gelaufenen Horde Achtklässler steht, wird einem bewusst, dass man 99 Prozent dieser Schlaubergerliteratur in die Tonne treten kann. Deshalb lautete meine Antwort:
„Die 22 Schreibregeln meine ich zwar durchaus ernst. Aber das ist weder in didaktisch durchdachter Reihenfolge sortiert, noch begründet es eine verbindliche Schreiblehre.“
„Schon klar“, antwortete mein Verleger, von meiner abwehrenden Haltung unbeeindruckt.
„Ich bin kein Literaturprofessor“, versuchte ich es noch einmal, „die Regeln decken sich mit meiner persönlichen Berufserfahrung, das ist alles. Ich möchte kein Schulbuch schreiben, sondern unterhaltsame Geschichten erzählen.“
„Mach das“, sprach mein Verleger gelassen. „Hauptsache, es geht dabei um die Schreibregeln. Ich bin mir sicher, du hast dazu etwas zu sagen.“
Und das haben Sie jetzt davon.
Ergänzend zu den »Goldenem Schreibregeln« hat Jan Schröter ein zweites Buch geschrieben, einen Roman, in dem er seinen Weg zum Autor bescheibt: »Wie mich mein Deutschlehrer fast umbrachte …«
© Autorenfoto: Hocky Neubert
»Jan Schröter ist ein Spezialist für existentielle Fragen in lockerem Unterhaltungston, und er beantwortet sie mit einem sehr feinen, leisen Humor.« - BRIGITTE
Der ultimative Bericht aus der Autorenpraxis - amüsant und lehrreich!
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136 Seiten
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Jan Schröter kennt die Höhen und die Tiefen des Autorendaseins schmerzlich genau. Er arbeitete als Journalist und Kolumnist, schrieb Reiseführer und Kurzgeschichten, massierte die Herzen der Zuschauer mit seinen Drehbüchern für den ZDF-Kultdampfer „Das Traumschiff“ und war jahrelang Stammautor der ARD-Serie „Großstadtrevier“. Bekannt geworden ist er durch seine absurd-komischen Krimis und Romane, in denen er augenzwinkernd und nicht ohne Mitgefühl seine Figuren ins Chaos stürzt.
Autorenportrait von Jan Schröter
LESEPROBE
Vor einiger Zeit bat mich mein Verleger um einen kurzen Text darüber, wie ich ein Autor geworden bin. Er wusste damals bereits, dass ich diesbezüglich einige schillernde Geschichten zu bieten hatte. Und als ich meinen Text ablieferte, war uns beiden klar: Dies kann nur das erste Kapitel eines Romans sein.
Das wurde es dann auch. Der Roman „Wie mich mein Deutschlehrer fast umbrachte … ich als russischer Arzt praktizierte, das Liebesleben einer Chefsekretärin beflügelte und trotzdem Autor wurde“ verpackt persönliche Erfahrungen in eine fiktive Rahmenhandlung. Zur Auflockerung, als „Running Gag“ und um zwischendurch immer mal wieder den Bezug zum Schreiben herzustellen, verpasste ich jedem Kapitel mindestens eine besondere, schrifttypisch abgesetzte Textzeile. In diesen Zeilen formulierte ich Schreibregeln, 22 griffige Thesen aus der Praxis des Autorendaseins.
Und als der Roman fertig war, meldete sich wieder mein Verleger.
„Diese Schreibregeln, die sind großartig! Damit musst du mir unbedingt noch ein Buch schreiben. Für unsere Berufskollegen und überhaupt für jeden, der sich für das Schreiben interessiert.“
Ich hasse die meisten pädagogischen Sachbücher. Und zwar aus Erfahrung, ich habe in grauer Vorzeit Erziehungswissenschaft studiert. Spätestens, wenn man konsterniert und allein vor einer voll aus dem Ruder gelaufenen Horde Achtklässler steht, wird einem bewusst, dass man 99 Prozent dieser Schlaubergerliteratur in die Tonne treten kann. Deshalb lautete meine Antwort:
„Die 22 Schreibregeln meine ich zwar durchaus ernst. Aber das ist weder in didaktisch durchdachter Reihenfolge sortiert, noch begründet es eine verbindliche Schreiblehre.“
„Schon klar“, antwortete mein Verleger, von meiner abwehrenden Haltung unbeeindruckt.
„Ich bin kein Literaturprofessor“, versuchte ich es noch einmal, „die Regeln decken sich mit meiner persönlichen Berufserfahrung, das ist alles. Ich möchte kein Schulbuch schreiben, sondern unterhaltsame Geschichten erzählen.“
„Mach das“, sprach mein Verleger gelassen. „Hauptsache, es geht dabei um die Schreibregeln. Ich bin mir sicher, du hast dazu etwas zu sagen.“
Und das haben Sie jetzt davon.
Ergänzend zu den »Goldenem Schreibregeln« hat Jan Schröter ein zweites Buch geschrieben, einen Roman, in dem er seinen Weg zum Autor bescheibt: »Wie mich mein Deutschlehrer fast umbrachte …«
© Autorenfoto: Hocky Neubert
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Autor werden gegen alle Hindernisse
Jan Schröter: "Wie mich mein Deutschlehrer fast umbrachte..."
Tom Schröder will Autor werden! Ein berühmter Autor, das klappt garantiert, ist Tom sich sicher. Dass der Weg zum Erfolg ihn auf jede Menge Abwege führt, macht die Sache kompliziert ...
Egal, ob als Blumenverkäufer auf dem Hamburger Isemarkt oder in den
Dünen mit Doro, zwischen Textilschmugglerinnen in Südamerika oder auf
Drehbuch-Recherche in Australien, Toms schräger Charme schlägt noch in
verlorensten Lebenslagen durch - bis ihn Romane und Drehbücher fast das
Leben kosten ...
Ein augenzwinkernder autobiographischer Roman, der einen tiefen Einblick in das Leben eines Autors bietet.
»Jan Schröter ist ein Spezialist für existentielle Fragen in lockerem Unterhaltungston, und er beantwortet sie mit einem sehr feinen, leisen Humor.« - BRIGITTE
Jan Schröters autobiographischer Schelmenroman - garantiert wahr!
ISBN 9783946312147
Paperback, 320 Seiten
Print-Ausgabe: 16 € (A: 16,50 €)
E-Book: 12,99 €
Hörbuch: 9,99 €
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Jan Schröter kennt die Höhen und die Tiefen des Autorendaseins schmerzlich genau. Er arbeitete als Journalist und Kolumnist, schrieb Reiseführer und Kurzgeschichten, massierte die Herzen der Zuschauer mit seinen Drehbüchern für den ZDF-Kultdampfer „Das Traumschiff“ und war jahrelang Stammautor der ARD-Serie „Großstadtrevier“. Bekannt geworden ist er durch seine absurd-komischen Krimis und Romane, in denen er augenzwinkernd und nicht ohne Mitgefühl seine Figuren ins Chaos stürzt.
Autorenportrait von Jan Schröter
LESERPROBE
Schreiben kann das Leben kosten.
Manchmal genügt schon eine Literaturverfilmung, um sich buchstäblich um Kopf und Kragen zu bringen, ganz zu schweigen vom Rest des Leibes. Ausgesprochen ärgerlich, wenn man erst 18 Jahre alt ist und demnach nicht nach langem, erfülltem Dasein stirbt. Nicht mal ansatzweise auf dem Höhepunkt seines Schaffens. Eher im Gegenteil.
Im Spätsommer 1977 begann das sinnloseste Schuljahr meines Lebens. Beinahe wäre es mein letztes Jahr überhaupt gewesen. Fast hätte mich mein Deutschlehrer umgebracht.
Aber der Reihe nach.
Ich war 18, trug seit dem letzten Sommerurlaub in Frankreich Vollbart und Baskenmütze und schleppte meist eine knallgelbe Reiseschreibmaschine mit mir herum, deren Buchstabentypen sich dramatisch oft zu bizarren Bündeln verklemmten, wenn ich im dilettantischen Zwei-Finger-System darauf herumhackte. Die Maschine war ein Weihnachtsgeschenk meiner Eltern, ausgewählt vermutlich in der sonnigen Hoffnung, sie würde mich bei den Schularbeiten beflügeln. Stattdessen benutzte ich sie ausschließlich, um damit im Fokus der Öffentlichkeit – Café, Einkaufszentrum, Pausenhalle, Oberstufenraum – herumzusitzen und allein schon durch meinen bloßen Anblick Aufmerksamkeit zu erregen. Ich sah aus wie ein Abziehbild von Hemingway.
Meist schrieb ich vermeintlich tiefsinnige Aphorismen oder anderes krudes Zeug. Es musste einfach genial sein, weil die Inszenierung stimmte. Kleine Jungs kaufen sich ein Trikot ihres Fußballidols und fühlen sich darin wie ein Weltmeister. Mit Baskenmütze, Vollbart und Reiseschreibmaschine ging es mir sogar als Achtzehnjähriger noch vergleichbar. Ich fühlte mich dem Literaturnobelpreis ganz nah. Hatte ich nicht alles, was ein zukünftiger Starautor benötigte? Mein erster Roman würde einschlagen wie eine Bombe.
Allerdings gab es ein Problem. Mir fiel partout keine Romangeschichte ein – trotz Vollbart, Baskenmütze und Schreibmaschine. Das fand ich ziemlich gemein, leider gab es niemanden, der diesbezüglich Beschwerden annahm. Ich hätte es ohnehin nie zugegeben, dass mir nichts einfiel. Immerhin schrieb ich gutbenotete Schulaufsätze in Serie, da konnte so ein popeliger Bestsellerroman doch keine Hürde sein, also wirklich! Ich gab unverdrossen weiterhin Hemingways Abziehbild, bis mich irgendwann Bert Wagner, mein Deutschlehrer, ansprach: Es gäbe ein paar Leute, die eine Schülerzeitung gründen wollten – ob ich vielleicht …?
Bert Wagner, mein Deutschlehrer, würde mich wenig später um ein Haar umbringen, aber das ahnten wir in diesem Moment nicht.
Also Schülerzeitung, warum nicht. Das schien mir ein Anfang zu sein. Nicht annähernd so schwierig wie sich selbst einzureden, die Realisierung des großen Romans scheitere bloß an den andauernd verklemmten Buchstabentypen meiner gelben Reiseschreibmaschine. Vielleicht, dachte ich, gäbe mir die Schule so etwas von diesem verlorenen Jahr zurück, das ich gerade erlitt.
Bis in die gymnasiale Oberstufe hatte ich mich durchgewurstelt. Deutsch, Geschichte, Politik, da setzte ich meine Glanzlichter. Es war der Ausgleich für die ungeliebten Naturwissenschaften, zwei Fünfen im Zeugnis, in Mathe und Physik, ließen sich auf diese Weise straflos kompensieren. Mehr als einmal kreiste das Abstiegsgespenst über mir, aber ich kriegte es jedes Mal hin, auch nach prekärsten Halbjahreszeugnissen (»Eine Versetzung scheint zum jetzigen Zeitpunkt ausgeschlossen«) im energischen Schlussspurt zwischen Ostern und Sommerferien noch das Klassenziel zu erreichen (»Tom wird versetzt nach Klasse …«). Dann, nach dem ersten Jahr Oberstufe, erwischte es mich zusätzlich im Fach Chemie. Drei Fünfen ließen sich nicht ausgleichen, das war Gesetz.
Für mich hieß es: Ehrenrunde, zurück auf Los. Legionen frustrierter Mathematiklehrer müssen sich die Hände gerieben haben.
Und während meine sämtlichen Freunde, meine langjährige On/Off-Beziehung Martina und praktisch jeder mir vertraute Schulgefährte nach der Abiturprüfung ins Leben hinaus flatterte und hinter dem Horizont verschwand, trat ich nach den Sommerferien 1977 mein letztes Schuljahr am Gymnasium Müssenredder in Hamburg-Poppenbüttel an. Das sinnloseste Schuljahr meines Lebens, wie gesagt. In Chemie hatte ich mich wieder auf eine Vier gewürgt, ansonsten blieb alles beim Alten: Mathe Fünf, Physik Fünf. Deutsch, Geschichte, Politik die reine Wonne. In letzteren Fächern war ich schon vorher gut, für Mathe und Physik blieb ich verloren. Wozu also das Jahr nachsitzen? Obwohl mir noch jeder Zukunftsplan fehlte: Ich würde niemals im späteren Leben einen naturwissenschaftlichen Beruf ergreifen, das wusste ich seit der Grundschule.
Meine Lehrer wussten das auch.
»Tom Schröder«, pflegte einer meiner Mathelehrer zu mahnen, »du bist offensichtlich nicht für die Mathematik geschaffen, doch sogar du wirst nicht ohne sie leben können!« Für mich besaß Mathematik zu viele undurchschaubare Regeln. Ich war mehr für kreative Lösungen. Mathe, das war kalter Kaffee. Etwas für pickelige Technokraten, die sich die Hose mit der Kneifzange anzogen. Schreiben, das war das Ding. Geschichten erfinden, in denen sich Leser verlieren, wiederentdecken, in Abgründe blicken und Gipfel erklimmen.
Also Schülerzeitung.
Die zukünftige Redaktion traf sich erstmals an einem Dienstag nach dem Schulunterricht. Bert Wagner hatte die Räumlichkeit vermittelt, einen vollgerümpelten Nebenraum der Biologie-Sammlung. Als ich eintrat, entdeckte ich zunächst nur einen ausgestopften Riesen-Uhu. Er kauerte auf einem armdicken Ast, der wiederum aus einem hölzernen Podest ragte. Podest, Ast und Uhu standen auf einem langen Tisch und sahen irgendwie verloren aus.
»Hallo. Super, dass du mit dabei bist.«
Das Gesicht eines dunkelhaarigen, schmalbrüstigen Jungen tauchte plötzlich hinter dem Vogelpräparat auf und lächelte mir entgegen. Sein Lächeln erinnerte an den Uhu – es wirkte irgendwie verloren. Immerhin war er offensichtlich nicht ausgestopft.
»Ja. Mal sehen«, entgegnete ich lauwarm.
Er kam um den Tisch herum auf mich zu. Wache, braune Augen hinter einer randlosen John-Lennon-Brille. Ein milchgesichtiger Groucho Marx ohne Schnurrbart.
»Ich bin Wolfgang.« Er streckte mir seine Hand entgegen.
Ich wusste, wer er war. Wolfgang Mohn, seit kurzem Schulsprecher – ein Amt, für das sich an dieser Schule selten jemand aufdrängte und von dessen Vertretern man normalerweise noch seltener irgendwelche Anzeichen von Aktivität registrierte. Mohn hatte es geschafft, innerhalb der kurzen Spanne seines Wirkens die Schülerschaft mit einer derartigen Fülle von Anträgen und Abstimmungen zu bombardieren, dass alle nur noch genervt von ihm waren. Er rechtfertigte
diesen Aktionismus mit einer flammenden Grundsatzkundgebung, ausgehängt als Wandzeitung in der Pausenhalle, in der er sich prinzipiell dem Plebiszit sowie dem imperativen Mandat verpflichtet erklärte. Und dergleichen Zeug. Kaum jemand verstand, was er meinte, 1977 ließen sich solche Ausdrücke nicht mal so eben googeln. Das Wahlvolk hätte ihn gern zum Teufel gejagt, aber dann hätte man ein neues Opfer für den Schulsprecherposten suchen müssen. Also ertrug man Wolfgang Mohn und ließ ihn machen.
»Ich weiß. Der Schulsprecher.«
Ich ließ mich auf den angebotenen Händedruck ein. Wolfgang Mohn drückte forsch zu und konversierte munter weiter, ganz jovialer Politprofi.
»Und du bist Tom, richtig? Der Typ mit der gelben Schreibmaschine …«
»Ist mein Zwillingsbruder«, behauptete ich todernst. »Ich bin der mit der roten Schreibmaschine.«
»Echt?« Die braunen Augen blinzelten irritiert.
»Lass dich nicht vom Schröder verarschen. Den Kerl gibt’s nur einmal. Zum Glück.«
Hinter uns schob sich ein Mädchen zur Tür herein. Schmal, feingliedrig, mit glatter, dunkler Mähne, die ihr tief ins Gesicht hing und ihrem Ausdruck etwas Verhuschtes verlieh. Man hätte sie auf den ersten Blick glatt noch für eine Zwölfjährige halten können. Aber das wusste ich besser.
»In der Tat, Doro. Mit zweien von meiner Sorte wärst du niemals fertig geworden.«
Sie kicherte. Es klang wie Katzenschnurren. Nach der Mahlzeit.
»Ich bin also mit dir fertig geworden?«
»Bewahre!« Ich rang dramatisch die Hände. »Dann wären wir ja fertig miteinander. Das wäre doch schade …«
»Findest du?«
Ihr perfekt getimter Augenaufschlag vernichtete endgültig jede Illusion, eine Zwölfjährige vor sich zu haben. Die Metamorphose von kindlicher Albernheit zu erwachsenem Ernst, die Doro Gehrke jederzeit ansatzlos vollziehen konnte, verunsicherte mich zutiefst. Und auf Verunsicherung reagierte ich, dessen Persönlichkeitsbildung noch nicht über das Hemingway-Abziehbild herausgewachsen war, wie ein Vampir auf den ersten Strahl der Morgensonne: Ich zerfiel zu Staub. Glücklicherweise bemerkte das niemand, denn nach Doro drängte sich jetzt der vierte Nachwuchsredakteur ins Zimmer. Mille besaß mehr Haare als Chewbacca und sprach auch ungefähr genauso viel wie das »Star Wars«-Zottelmonster: eher selten. Aber hier sollte Mille ja auch schreiben, nicht reden. Das Reden besorgte ohnehin Wolfgang Mohn.
Wolfgangs minimaler Anspruch für unsere geplante Schülerzeitung war die politische Kampflinie von Georg Büchners »Hessischen Landboten« (»Friede den Hütten! Krieg den Palästen!«), gepaart mit dem kommerziellen Erfolg von Disneys »Lustigen Taschenbüchern«. Die Schülerzeitung wäre Mohns persönliches Zentralorgan, das war uns anderen nach spätestens drei Minuten klar. Sollte er doch, dachte ich. Mir fehlte jede Lust, über die abgehakten Tagungspunkte der letzten Schulsprecherversammlung auf Kreisebene oder die Satzungsänderung in der Elternratsverordnung zu berichten.
»Was möchtest du denn schreiben, Tom?« fragte mich Wolfgang schließlich direkt.
Nichts, wofür ich vorher in langweiligen Versammlungen herumsitzen muss, schoss es mir sofort durch den Sinn.
»Satire. Ein paar Witze reißen. So was in der Art.«
»Bloß nicht schwitzen bei der Arbeit, was?«
Das kam von Doro. Sie grinste süffisant dabei. Durchschaut.
Ich bemühte mich um einen Konter. »Schwitzen kann jeder, das muss ich nicht auch noch. Was willst du denn machen?«
»Kunst. Zeichnungen. Geschichten. Was so anfällt.«
Sie zog die schmalen Schultern hoch, wobei ihr T-Shirt der Bewegung folgte und zwischen dem unteren Rand und ihrer Jeans einen knusprig braunen Bauchstreifen entblößte. Ihr flacher Nabel schien mir verrucht zuzuzwinkern. Die Sommerferien waren erst ein paar Wochen her. Plötzlich schlug vor meinem geistigen Auge der Atlantik Gischt und Wellen, und eine splitternackte Doro lief über weißen Sand. Erst, als ihre Schultern wieder absackten, vor der Peepshow der Vorhang fiel, die Kulisse jäh von Strandpanorama auf ausgestopften Uhu umschnitt und meine Atmung wieder einsetzte, registrierte ich Wolfgang Mohns forschenden Blick. Es war genau die Sorte Blick, die ein Wissenschaftler durchs Mikroskop wirft. Und mal ganz klar, wer hier die Amöbe auf dem Objektträger war...
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Ergänzend zu dem Roman »Wie mich mein Deutschlehrer fast umbrachte …« hat Jan Schröter ein zweites Buch geschrieben: »Jan Schröters Goldene Schreibregeln«. In diesem Werk lässt er die Leser hinter die Kulissen des professionellen Schreibens und das Leben als Autor blicken, natürlich mit einer satten Portion Humor und höchst unterhaltsam.
© Autorenfoto: Hocky Neubert
Ein augenzwinkernder autobiographischer Roman, der einen tiefen Einblick in das Leben eines Autors bietet.
»Jan Schröter ist ein Spezialist für existentielle Fragen in lockerem Unterhaltungston, und er beantwortet sie mit einem sehr feinen, leisen Humor.« - BRIGITTE
Jan Schröters autobiographischer Schelmenroman - garantiert wahr!
ISBN 9783946312147
Paperback, 320 Seiten
Print-Ausgabe: 16 € (A: 16,50 €)
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Jan Schröter kennt die Höhen und die Tiefen des Autorendaseins schmerzlich genau. Er arbeitete als Journalist und Kolumnist, schrieb Reiseführer und Kurzgeschichten, massierte die Herzen der Zuschauer mit seinen Drehbüchern für den ZDF-Kultdampfer „Das Traumschiff“ und war jahrelang Stammautor der ARD-Serie „Großstadtrevier“. Bekannt geworden ist er durch seine absurd-komischen Krimis und Romane, in denen er augenzwinkernd und nicht ohne Mitgefühl seine Figuren ins Chaos stürzt.
Autorenportrait von Jan Schröter
LESERPROBE
Schreiben kann das Leben kosten.
Manchmal genügt schon eine Literaturverfilmung, um sich buchstäblich um Kopf und Kragen zu bringen, ganz zu schweigen vom Rest des Leibes. Ausgesprochen ärgerlich, wenn man erst 18 Jahre alt ist und demnach nicht nach langem, erfülltem Dasein stirbt. Nicht mal ansatzweise auf dem Höhepunkt seines Schaffens. Eher im Gegenteil.
Im Spätsommer 1977 begann das sinnloseste Schuljahr meines Lebens. Beinahe wäre es mein letztes Jahr überhaupt gewesen. Fast hätte mich mein Deutschlehrer umgebracht.
Aber der Reihe nach.
Ich war 18, trug seit dem letzten Sommerurlaub in Frankreich Vollbart und Baskenmütze und schleppte meist eine knallgelbe Reiseschreibmaschine mit mir herum, deren Buchstabentypen sich dramatisch oft zu bizarren Bündeln verklemmten, wenn ich im dilettantischen Zwei-Finger-System darauf herumhackte. Die Maschine war ein Weihnachtsgeschenk meiner Eltern, ausgewählt vermutlich in der sonnigen Hoffnung, sie würde mich bei den Schularbeiten beflügeln. Stattdessen benutzte ich sie ausschließlich, um damit im Fokus der Öffentlichkeit – Café, Einkaufszentrum, Pausenhalle, Oberstufenraum – herumzusitzen und allein schon durch meinen bloßen Anblick Aufmerksamkeit zu erregen. Ich sah aus wie ein Abziehbild von Hemingway.
Meist schrieb ich vermeintlich tiefsinnige Aphorismen oder anderes krudes Zeug. Es musste einfach genial sein, weil die Inszenierung stimmte. Kleine Jungs kaufen sich ein Trikot ihres Fußballidols und fühlen sich darin wie ein Weltmeister. Mit Baskenmütze, Vollbart und Reiseschreibmaschine ging es mir sogar als Achtzehnjähriger noch vergleichbar. Ich fühlte mich dem Literaturnobelpreis ganz nah. Hatte ich nicht alles, was ein zukünftiger Starautor benötigte? Mein erster Roman würde einschlagen wie eine Bombe.
Allerdings gab es ein Problem. Mir fiel partout keine Romangeschichte ein – trotz Vollbart, Baskenmütze und Schreibmaschine. Das fand ich ziemlich gemein, leider gab es niemanden, der diesbezüglich Beschwerden annahm. Ich hätte es ohnehin nie zugegeben, dass mir nichts einfiel. Immerhin schrieb ich gutbenotete Schulaufsätze in Serie, da konnte so ein popeliger Bestsellerroman doch keine Hürde sein, also wirklich! Ich gab unverdrossen weiterhin Hemingways Abziehbild, bis mich irgendwann Bert Wagner, mein Deutschlehrer, ansprach: Es gäbe ein paar Leute, die eine Schülerzeitung gründen wollten – ob ich vielleicht …?
Bert Wagner, mein Deutschlehrer, würde mich wenig später um ein Haar umbringen, aber das ahnten wir in diesem Moment nicht.
Also Schülerzeitung, warum nicht. Das schien mir ein Anfang zu sein. Nicht annähernd so schwierig wie sich selbst einzureden, die Realisierung des großen Romans scheitere bloß an den andauernd verklemmten Buchstabentypen meiner gelben Reiseschreibmaschine. Vielleicht, dachte ich, gäbe mir die Schule so etwas von diesem verlorenen Jahr zurück, das ich gerade erlitt.
Bis in die gymnasiale Oberstufe hatte ich mich durchgewurstelt. Deutsch, Geschichte, Politik, da setzte ich meine Glanzlichter. Es war der Ausgleich für die ungeliebten Naturwissenschaften, zwei Fünfen im Zeugnis, in Mathe und Physik, ließen sich auf diese Weise straflos kompensieren. Mehr als einmal kreiste das Abstiegsgespenst über mir, aber ich kriegte es jedes Mal hin, auch nach prekärsten Halbjahreszeugnissen (»Eine Versetzung scheint zum jetzigen Zeitpunkt ausgeschlossen«) im energischen Schlussspurt zwischen Ostern und Sommerferien noch das Klassenziel zu erreichen (»Tom wird versetzt nach Klasse …«). Dann, nach dem ersten Jahr Oberstufe, erwischte es mich zusätzlich im Fach Chemie. Drei Fünfen ließen sich nicht ausgleichen, das war Gesetz.
Für mich hieß es: Ehrenrunde, zurück auf Los. Legionen frustrierter Mathematiklehrer müssen sich die Hände gerieben haben.
Und während meine sämtlichen Freunde, meine langjährige On/Off-Beziehung Martina und praktisch jeder mir vertraute Schulgefährte nach der Abiturprüfung ins Leben hinaus flatterte und hinter dem Horizont verschwand, trat ich nach den Sommerferien 1977 mein letztes Schuljahr am Gymnasium Müssenredder in Hamburg-Poppenbüttel an. Das sinnloseste Schuljahr meines Lebens, wie gesagt. In Chemie hatte ich mich wieder auf eine Vier gewürgt, ansonsten blieb alles beim Alten: Mathe Fünf, Physik Fünf. Deutsch, Geschichte, Politik die reine Wonne. In letzteren Fächern war ich schon vorher gut, für Mathe und Physik blieb ich verloren. Wozu also das Jahr nachsitzen? Obwohl mir noch jeder Zukunftsplan fehlte: Ich würde niemals im späteren Leben einen naturwissenschaftlichen Beruf ergreifen, das wusste ich seit der Grundschule.
Meine Lehrer wussten das auch.
»Tom Schröder«, pflegte einer meiner Mathelehrer zu mahnen, »du bist offensichtlich nicht für die Mathematik geschaffen, doch sogar du wirst nicht ohne sie leben können!« Für mich besaß Mathematik zu viele undurchschaubare Regeln. Ich war mehr für kreative Lösungen. Mathe, das war kalter Kaffee. Etwas für pickelige Technokraten, die sich die Hose mit der Kneifzange anzogen. Schreiben, das war das Ding. Geschichten erfinden, in denen sich Leser verlieren, wiederentdecken, in Abgründe blicken und Gipfel erklimmen.
Also Schülerzeitung.
Die zukünftige Redaktion traf sich erstmals an einem Dienstag nach dem Schulunterricht. Bert Wagner hatte die Räumlichkeit vermittelt, einen vollgerümpelten Nebenraum der Biologie-Sammlung. Als ich eintrat, entdeckte ich zunächst nur einen ausgestopften Riesen-Uhu. Er kauerte auf einem armdicken Ast, der wiederum aus einem hölzernen Podest ragte. Podest, Ast und Uhu standen auf einem langen Tisch und sahen irgendwie verloren aus.
»Hallo. Super, dass du mit dabei bist.«
Das Gesicht eines dunkelhaarigen, schmalbrüstigen Jungen tauchte plötzlich hinter dem Vogelpräparat auf und lächelte mir entgegen. Sein Lächeln erinnerte an den Uhu – es wirkte irgendwie verloren. Immerhin war er offensichtlich nicht ausgestopft.
»Ja. Mal sehen«, entgegnete ich lauwarm.
Er kam um den Tisch herum auf mich zu. Wache, braune Augen hinter einer randlosen John-Lennon-Brille. Ein milchgesichtiger Groucho Marx ohne Schnurrbart.
»Ich bin Wolfgang.« Er streckte mir seine Hand entgegen.
Ich wusste, wer er war. Wolfgang Mohn, seit kurzem Schulsprecher – ein Amt, für das sich an dieser Schule selten jemand aufdrängte und von dessen Vertretern man normalerweise noch seltener irgendwelche Anzeichen von Aktivität registrierte. Mohn hatte es geschafft, innerhalb der kurzen Spanne seines Wirkens die Schülerschaft mit einer derartigen Fülle von Anträgen und Abstimmungen zu bombardieren, dass alle nur noch genervt von ihm waren. Er rechtfertigte
diesen Aktionismus mit einer flammenden Grundsatzkundgebung, ausgehängt als Wandzeitung in der Pausenhalle, in der er sich prinzipiell dem Plebiszit sowie dem imperativen Mandat verpflichtet erklärte. Und dergleichen Zeug. Kaum jemand verstand, was er meinte, 1977 ließen sich solche Ausdrücke nicht mal so eben googeln. Das Wahlvolk hätte ihn gern zum Teufel gejagt, aber dann hätte man ein neues Opfer für den Schulsprecherposten suchen müssen. Also ertrug man Wolfgang Mohn und ließ ihn machen.
»Ich weiß. Der Schulsprecher.«
Ich ließ mich auf den angebotenen Händedruck ein. Wolfgang Mohn drückte forsch zu und konversierte munter weiter, ganz jovialer Politprofi.
»Und du bist Tom, richtig? Der Typ mit der gelben Schreibmaschine …«
»Ist mein Zwillingsbruder«, behauptete ich todernst. »Ich bin der mit der roten Schreibmaschine.«
»Echt?« Die braunen Augen blinzelten irritiert.
»Lass dich nicht vom Schröder verarschen. Den Kerl gibt’s nur einmal. Zum Glück.«
Hinter uns schob sich ein Mädchen zur Tür herein. Schmal, feingliedrig, mit glatter, dunkler Mähne, die ihr tief ins Gesicht hing und ihrem Ausdruck etwas Verhuschtes verlieh. Man hätte sie auf den ersten Blick glatt noch für eine Zwölfjährige halten können. Aber das wusste ich besser.
»In der Tat, Doro. Mit zweien von meiner Sorte wärst du niemals fertig geworden.«
Sie kicherte. Es klang wie Katzenschnurren. Nach der Mahlzeit.
»Ich bin also mit dir fertig geworden?«
»Bewahre!« Ich rang dramatisch die Hände. »Dann wären wir ja fertig miteinander. Das wäre doch schade …«
»Findest du?«
Ihr perfekt getimter Augenaufschlag vernichtete endgültig jede Illusion, eine Zwölfjährige vor sich zu haben. Die Metamorphose von kindlicher Albernheit zu erwachsenem Ernst, die Doro Gehrke jederzeit ansatzlos vollziehen konnte, verunsicherte mich zutiefst. Und auf Verunsicherung reagierte ich, dessen Persönlichkeitsbildung noch nicht über das Hemingway-Abziehbild herausgewachsen war, wie ein Vampir auf den ersten Strahl der Morgensonne: Ich zerfiel zu Staub. Glücklicherweise bemerkte das niemand, denn nach Doro drängte sich jetzt der vierte Nachwuchsredakteur ins Zimmer. Mille besaß mehr Haare als Chewbacca und sprach auch ungefähr genauso viel wie das »Star Wars«-Zottelmonster: eher selten. Aber hier sollte Mille ja auch schreiben, nicht reden. Das Reden besorgte ohnehin Wolfgang Mohn.
Wolfgangs minimaler Anspruch für unsere geplante Schülerzeitung war die politische Kampflinie von Georg Büchners »Hessischen Landboten« (»Friede den Hütten! Krieg den Palästen!«), gepaart mit dem kommerziellen Erfolg von Disneys »Lustigen Taschenbüchern«. Die Schülerzeitung wäre Mohns persönliches Zentralorgan, das war uns anderen nach spätestens drei Minuten klar. Sollte er doch, dachte ich. Mir fehlte jede Lust, über die abgehakten Tagungspunkte der letzten Schulsprecherversammlung auf Kreisebene oder die Satzungsänderung in der Elternratsverordnung zu berichten.
»Was möchtest du denn schreiben, Tom?« fragte mich Wolfgang schließlich direkt.
Nichts, wofür ich vorher in langweiligen Versammlungen herumsitzen muss, schoss es mir sofort durch den Sinn.
»Satire. Ein paar Witze reißen. So was in der Art.«
»Bloß nicht schwitzen bei der Arbeit, was?«
Das kam von Doro. Sie grinste süffisant dabei. Durchschaut.
Ich bemühte mich um einen Konter. »Schwitzen kann jeder, das muss ich nicht auch noch. Was willst du denn machen?«
»Kunst. Zeichnungen. Geschichten. Was so anfällt.«
Sie zog die schmalen Schultern hoch, wobei ihr T-Shirt der Bewegung folgte und zwischen dem unteren Rand und ihrer Jeans einen knusprig braunen Bauchstreifen entblößte. Ihr flacher Nabel schien mir verrucht zuzuzwinkern. Die Sommerferien waren erst ein paar Wochen her. Plötzlich schlug vor meinem geistigen Auge der Atlantik Gischt und Wellen, und eine splitternackte Doro lief über weißen Sand. Erst, als ihre Schultern wieder absackten, vor der Peepshow der Vorhang fiel, die Kulisse jäh von Strandpanorama auf ausgestopften Uhu umschnitt und meine Atmung wieder einsetzte, registrierte ich Wolfgang Mohns forschenden Blick. Es war genau die Sorte Blick, die ein Wissenschaftler durchs Mikroskop wirft. Und mal ganz klar, wer hier die Amöbe auf dem Objektträger war...
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Ergänzend zu dem Roman »Wie mich mein Deutschlehrer fast umbrachte …« hat Jan Schröter ein zweites Buch geschrieben: »Jan Schröters Goldene Schreibregeln«. In diesem Werk lässt er die Leser hinter die Kulissen des professionellen Schreibens und das Leben als Autor blicken, natürlich mit einer satten Portion Humor und höchst unterhaltsam.
© Autorenfoto: Hocky Neubert
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Vom Kurzfilmer in Burscheid zum meistgehassten Regisseur Amerikas
Uwe Boll: "Ihr könnt mich mal"
Er ist Amerikas meistgehasster Regisseur und einer der umstrittensten Filmemacher aus Europa, die jenseits des Atlantiks Karriere gemacht haben. Über 30 Filme produzierte der Deutsche Uwe Boll im Laufe seiner Karriere, die meisten davon schrieb und inszenierte er selbst ...
Er machte das Genre der
Videospiel-Verfilmung populär, legte vier der erfolgreichsten Filmfonds
auf, bekam die Goldene Himbeere für sein Lebenswerk. Seine Filme sind
Gewaltorgien und überschreiten Grenzen, nicht erst seit „Postal“, seiner
Farce über die Attentate von 9/11. Seine Fans lieben seine Arbeit,
seine Kritiker verachten ihn. Hassmails und Morddrohungen füllen sein
E-Mail-Postfach. Jetzt, nach 30 Jahren im Filmgeschäft, blickt Uwe Boll
zurück. Ohne Rücksicht auf sich und andere. Uwe Boll redet Klartext. Seine Botschaft an den Filmnachwuchs: „Kämpfen lohnt sich!“
Uwe Bolls gnadenlos ehrliche Abrechnung mit der Filmbranche und mit sich selbst!
ISBN 9783946312178
Paperback, 200 Seiten
Print-Ausgabe: 18,00 € (A: 18,60 €)
E-Book: 14,99 €
Hörbuch: 15,95 €
Exklusiv auf dem Hörbuch als 100-Minuten-Bonustrack: ein Interview mit Uwe Boll, geführt vom Autor und Filmwissenschaftler Markus Stromiedel.
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Uwe Boll, aufgewachsen in Burscheid, wanderte als junger Regisseur und Produzent nach Nordamerika aus, um dort eine ungewöhnliche und aufsehenerregende Karriere zu starten. Über 30 Filme produzierte der Deutsche im Laufe der Jahre, die meisten davon schrieb und inszenierte er selbst. Er machte das Genre der Videospiel-Verfilmung populär, legte vier der erfolgreichsten Filmfonds auf und bekam die Goldene Himbeere für sein Lebenswerk. Er boxte öffentlich im Ring mit seinen Kritikern und legte sich mit dem türkischen Staatspräsidenten an. Sein Buch ist so, wie er all die Jahre gelebt hat: offen und ohne Rücksicht auf sich und andere.
LESEPROBE
Warum schreibt jemand etwas? Diese Frage steht am Anfang meiner Biografie, ich stelle sie mir, während ich diese Worte in meinen Computer tippe.
Mehrere Journalisten haben schon Bücher über mich geschrieben und tagelang Interviews geführt, und keines dieser Bücher ist veröffentlicht worden, mit Ausnahme eines in Italien (schade, dass ich nicht verstehe, was drin steht). Es scheint also so zu sein, dass sich Verleger einen Scheiß für mich interessieren. Auch mein Buch über meine Kindheit und Jugend mit dem Titel „Der Gang über die Gräber“ ist nie erschienen, und ich fürchte, dass ich heute gar nicht mehr in der Lage bin, so echt zum Ausdruck zu bringen, was ich damals erlebt und empfunden habe.
Auch wenn meine Jugend nicht wirklich schwierig war und auch nicht spektakulär oder gefährlich, war ich über weite Strecken unglücklich und sah mich scheitern und im Nirwana enden. Einen großen Anteil an dieser Unzufriedenheit hatte mein Wunsch, unbedingt Filmregisseur werden zu wollen, und dieser Traum schien so unmöglich, dass ich die ganze Zeit schlecht drauf und neidisch auf andere war. Hinzu kam, dass ich dunkle Filme liebte, die unsere Gesellschaft oder die Probleme der Welt negativ durchleuchteten. Sehr stark wurde ich von Orson Welles und Stanley Kubrick geprägt, später von Scorsese, Coppola, Sergio Leone, Oliver Stone und John Ford. Alles Regisseure, die nicht unbedingt Gute-Laune-Filme lieferten. Ich liebte und liebe Filme wie APOCALYPSE NOW und DER PATE, aber auch FRENCH CONNECTION, TAXI DRIVER und und und …
Als wir in der Schule die Autobiografie MARS von Fritz Zorn lasen, wurde ich richtiggehend depressiv und ging davon aus, wie der Protagonist des Buches von meinen „verschluckten Tränen“ Krebs zu bekommen und zu verrecken. Mein Kumpel und Partner der Bolu Filmproduktions- und Verleih GmbH, Frank Lustig, empfand dasselbe. Es war gut, schon zu Schulzeiten jemanden zu haben, der dieselben Ziele und Träume hatte wie ich. Wir waren quasi eine Arbeits- und Leidensgemeinschaft, denn wir hatten beide keinen Kontakt zur Filmbranche.
Trotzdem habe ich es geschafft. Und lebe immer noch. Und nun sitze ich hier und denke über mein Leben nach.
Welches ist die richtige Struktur für eine Autobiografie? Soll ich alles chronologisch erzählen? Das Leben als Ansammlung von Fakten? Definiere ich mich über meine emotionale Biographie oder über meinen Berufsweg? Ich werde versuchen, alles, was passiert ist, in Kapitel zu packen und so unterhaltsam und ausführlich, aber auch so kurz und prägnant wie möglich zu erzählen. Wer nur an meinem Leben als Regisseur Interesse hat, kann die betreffenden Kapitel lesen und den Rest zum Anzünden der Grillkohle benutzen.
Ein letztes Wort, bevor es losgeht: Wie bei mir üblich, wird nichts Wichtiges weggelassen, und niemand wird verschont, weder irgendwelche Leute noch ich selber. Ein Buch hat nur einen Wert, wenn es aufrichtig ist und auch weh tut.
Uwe Bolls gnadenlos ehrliche Abrechnung mit der Filmbranche und mit sich selbst!
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Uwe Boll, aufgewachsen in Burscheid, wanderte als junger Regisseur und Produzent nach Nordamerika aus, um dort eine ungewöhnliche und aufsehenerregende Karriere zu starten. Über 30 Filme produzierte der Deutsche im Laufe der Jahre, die meisten davon schrieb und inszenierte er selbst. Er machte das Genre der Videospiel-Verfilmung populär, legte vier der erfolgreichsten Filmfonds auf und bekam die Goldene Himbeere für sein Lebenswerk. Er boxte öffentlich im Ring mit seinen Kritikern und legte sich mit dem türkischen Staatspräsidenten an. Sein Buch ist so, wie er all die Jahre gelebt hat: offen und ohne Rücksicht auf sich und andere.
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Auch wenn meine Jugend nicht wirklich schwierig war und auch nicht spektakulär oder gefährlich, war ich über weite Strecken unglücklich und sah mich scheitern und im Nirwana enden. Einen großen Anteil an dieser Unzufriedenheit hatte mein Wunsch, unbedingt Filmregisseur werden zu wollen, und dieser Traum schien so unmöglich, dass ich die ganze Zeit schlecht drauf und neidisch auf andere war. Hinzu kam, dass ich dunkle Filme liebte, die unsere Gesellschaft oder die Probleme der Welt negativ durchleuchteten. Sehr stark wurde ich von Orson Welles und Stanley Kubrick geprägt, später von Scorsese, Coppola, Sergio Leone, Oliver Stone und John Ford. Alles Regisseure, die nicht unbedingt Gute-Laune-Filme lieferten. Ich liebte und liebe Filme wie APOCALYPSE NOW und DER PATE, aber auch FRENCH CONNECTION, TAXI DRIVER und und und …
Als wir in der Schule die Autobiografie MARS von Fritz Zorn lasen, wurde ich richtiggehend depressiv und ging davon aus, wie der Protagonist des Buches von meinen „verschluckten Tränen“ Krebs zu bekommen und zu verrecken. Mein Kumpel und Partner der Bolu Filmproduktions- und Verleih GmbH, Frank Lustig, empfand dasselbe. Es war gut, schon zu Schulzeiten jemanden zu haben, der dieselben Ziele und Träume hatte wie ich. Wir waren quasi eine Arbeits- und Leidensgemeinschaft, denn wir hatten beide keinen Kontakt zur Filmbranche.
Trotzdem habe ich es geschafft. Und lebe immer noch. Und nun sitze ich hier und denke über mein Leben nach.
Welches ist die richtige Struktur für eine Autobiografie? Soll ich alles chronologisch erzählen? Das Leben als Ansammlung von Fakten? Definiere ich mich über meine emotionale Biographie oder über meinen Berufsweg? Ich werde versuchen, alles, was passiert ist, in Kapitel zu packen und so unterhaltsam und ausführlich, aber auch so kurz und prägnant wie möglich zu erzählen. Wer nur an meinem Leben als Regisseur Interesse hat, kann die betreffenden Kapitel lesen und den Rest zum Anzünden der Grillkohle benutzen.
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