Frage der Woche
Autorenfoto: Manfred Wasshuber
Ich nehme an, Sie möchten die schlechte Nachricht zuerst von mir erfahren: leider nein. Wenn Sie weiterhin als Autor für Ihren Verlag schreiben wollen, führt der Weg am Vorab-Exposé nicht vorbei.
Und jetzt die gute Nachricht: Das Schreiben eines Exposés kann man lernen. Und auch das im Voraus Planen und das Plotten...
Glauben Sie mir, die meisten Autoren hassen das Schreiben des Exposés und hadern jedes Mal damit. Ich habe ich mich anfangs auch gewehrt, aber festgestellt, dass das Aufschreiben der Ideen genau mein Ding ist. Inzwischen gehöre ich zu den Autoren, die das Schreiben von Exposés lieben und fünf Mal mehr Exposés im Speicher ihres Computers haben als fertige Manuskripte. ;-) Gott sei Dank wird nicht aus jeder Idee gleich ein Buch…
Aber warum verlangt der Verlag, für den Sie bereits ein Buch verfasst haben, ein Exposé von Ihrem zweiten Buch, das zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht geschrieben ist? Warum wartet er nicht einfach ab, bis Sie fertig sind? Schließlich weiß der Verlag jetzt ja, dass Sie schreiben können. Sie fragen sich vielleicht, ob er Ihnen nicht vertraut?
Wäre das der Fall, könnte man sich tatsächlich ärgern, dass der Verlag trotzdem ein Exposé verlangt.
Doch so einfach ist es nicht. Der Verlag braucht Ihr Exposé, denn die Programmplanung beginnt immer mindestens ein Jahr, bei großen Verlagen sogar zwei Jahre vor dem Erscheinungstermin. Das bedeutet, wenn der Verlag jetzt erst warten müsste, bis Sie den neuen Roman fertig geschrieben haben, um dann das Exposé zu verfassen, wird der Erscheinungstermin noch weiter in die Zukunft verschoben.
Und das ist nicht in Ihrem Sinne, vor allem, wenn Sie mit Ihren Büchern eine Serie schreiben. Denn die Fans erwarten Nachschub, am liebsten im Jahrestakt.
Damit der Verlag das planen kann, braucht er die Exposés für die nächsten Bände so früh wie möglich, denn die Vertreterkonferenzen finden Monate vor dem Erscheinungstermin statt und auch die Kataloge werden ein halbes Jahr vor dem Erscheinungstermin gedruckt. Bald darauf wird die Presse angeschrieben.
Für all diese Dinge müssen Cover, Titel, Klappentexte und Werbetexte bereits stehen, und das geht nur, wenn der Verlag rechtzeitig weiß, worum es in Ihrem neuen Buch geht. Außerdem sieht der Verlag sofort, ob nicht ein anderer Autor ein Buch mit derselben Grundidee oder demselben Thema schreibt oder schon geschrieben hat und dieses Buch noch vor dem Ihrem erscheinen wird. Eine Doppelung ist nicht im Sinne des Verlages, und er würde Sie dann bitten, eine andere Idee umzusetzen.
Wenn Sie mit einer Agentur zusammenarbeiten, müssen Sie Ihr Exposé noch rascher liefern, da die Agentur die Verhandlungen nur auf Basis des Exposés und manchmal auch ausgeschriebenen ersten Probekapiteln führen kann.
Also lernen Sie das Schreiben von Exposés. Auch weil Sie vielleicht von der Agentur eines Tages den Auftrag bekommen könnten, über ein bestimmtes Thema zu schreiben, weil ein Verlag genau so etwas sucht oder die eingereichten Manuskripte nicht mag, aber trotzdem an Ihnen als Autor/in interessiert ist und deshalb um andere Ideen bittet. Die Agentur geht dann mit dem Exposé auf Verlagssuche und verhandelt den Vorschuss.
Manchmal gibt es sogar nur auf Basis eines Exposés Auktionen, an denen mehrere Verlage teilnehmen, weil sie sich alle für den Stoff interessieren. So ist es bei meinem zweiten Thriller gewesen. Übrigens stimmt der Schluss im Exposé mit dem Ende im tatsächlich erschienenen Werk nicht mehr überein. Er ist sogar wesentlich besser. ;-)
Ändern können Sie es nicht, dass Sie auch in Zukunft immer Exposés liefern müssen (es sei denn, Sie entscheiden sich für das Selfpublishing), selbst wenn Sie schon mehrere Jahre im gleichen Verlag sind oder bereits als Bestsellerautor schreiben. Denn ob Sie es glauben oder nicht, auch diese schreiben immer noch Exposés…
Jennifer B. Wind, Bestsellerautorin aus Österreich, sprudelt nur so vor Ideen, was nicht nur ihre Werke, sondern auch ihr Leben spannend macht. Sie arbeitete als Journalistin und als Flugbegleiterin, war Mitglied einer Musicalcompany, stand vor der Kamera und auf der Bühne und ließ sich berufsbegleitend zur Drehbuchautorin ausbilden. Gleich ihr Debüt, der Thriller „Als Gott schlief“, wurde zum Bestseller. Inzwischen kümmert Sie sich auch um Nachwuchsautoren, ist Autorenpatin bei „Tatort-Schreibtisch“ und hat eine Webseite, auf der Sie viel von sich erzählt: www.jennifer-b-wind.com
Hilfe bietet auch die Exposé-Beratung im Autorenpaten-Programm von Tatort-Schreibtisch
Nach meinem ersten Buch will mein Verlag ein Exposé für eine Fortsetzung. Warum? Der Verlag weiß doch, wie ich schreibe. Geht es nicht auch ohne Exposé?
Von Jennifer B. WindAutorenfoto: Manfred Wasshuber
Ich nehme an, Sie möchten die schlechte Nachricht zuerst von mir erfahren: leider nein. Wenn Sie weiterhin als Autor für Ihren Verlag schreiben wollen, führt der Weg am Vorab-Exposé nicht vorbei.
Und jetzt die gute Nachricht: Das Schreiben eines Exposés kann man lernen. Und auch das im Voraus Planen und das Plotten...
Glauben Sie mir, die meisten Autoren hassen das Schreiben des Exposés und hadern jedes Mal damit. Ich habe ich mich anfangs auch gewehrt, aber festgestellt, dass das Aufschreiben der Ideen genau mein Ding ist. Inzwischen gehöre ich zu den Autoren, die das Schreiben von Exposés lieben und fünf Mal mehr Exposés im Speicher ihres Computers haben als fertige Manuskripte. ;-) Gott sei Dank wird nicht aus jeder Idee gleich ein Buch…
Aber warum verlangt der Verlag, für den Sie bereits ein Buch verfasst haben, ein Exposé von Ihrem zweiten Buch, das zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht geschrieben ist? Warum wartet er nicht einfach ab, bis Sie fertig sind? Schließlich weiß der Verlag jetzt ja, dass Sie schreiben können. Sie fragen sich vielleicht, ob er Ihnen nicht vertraut?
Wäre das der Fall, könnte man sich tatsächlich ärgern, dass der Verlag trotzdem ein Exposé verlangt.
Doch so einfach ist es nicht. Der Verlag braucht Ihr Exposé, denn die Programmplanung beginnt immer mindestens ein Jahr, bei großen Verlagen sogar zwei Jahre vor dem Erscheinungstermin. Das bedeutet, wenn der Verlag jetzt erst warten müsste, bis Sie den neuen Roman fertig geschrieben haben, um dann das Exposé zu verfassen, wird der Erscheinungstermin noch weiter in die Zukunft verschoben.
Und das ist nicht in Ihrem Sinne, vor allem, wenn Sie mit Ihren Büchern eine Serie schreiben. Denn die Fans erwarten Nachschub, am liebsten im Jahrestakt.
Damit der Verlag das planen kann, braucht er die Exposés für die nächsten Bände so früh wie möglich, denn die Vertreterkonferenzen finden Monate vor dem Erscheinungstermin statt und auch die Kataloge werden ein halbes Jahr vor dem Erscheinungstermin gedruckt. Bald darauf wird die Presse angeschrieben.
Für all diese Dinge müssen Cover, Titel, Klappentexte und Werbetexte bereits stehen, und das geht nur, wenn der Verlag rechtzeitig weiß, worum es in Ihrem neuen Buch geht. Außerdem sieht der Verlag sofort, ob nicht ein anderer Autor ein Buch mit derselben Grundidee oder demselben Thema schreibt oder schon geschrieben hat und dieses Buch noch vor dem Ihrem erscheinen wird. Eine Doppelung ist nicht im Sinne des Verlages, und er würde Sie dann bitten, eine andere Idee umzusetzen.
Wenn Sie mit einer Agentur zusammenarbeiten, müssen Sie Ihr Exposé noch rascher liefern, da die Agentur die Verhandlungen nur auf Basis des Exposés und manchmal auch ausgeschriebenen ersten Probekapiteln führen kann.
Also lernen Sie das Schreiben von Exposés. Auch weil Sie vielleicht von der Agentur eines Tages den Auftrag bekommen könnten, über ein bestimmtes Thema zu schreiben, weil ein Verlag genau so etwas sucht oder die eingereichten Manuskripte nicht mag, aber trotzdem an Ihnen als Autor/in interessiert ist und deshalb um andere Ideen bittet. Die Agentur geht dann mit dem Exposé auf Verlagssuche und verhandelt den Vorschuss.
Manchmal gibt es sogar nur auf Basis eines Exposés Auktionen, an denen mehrere Verlage teilnehmen, weil sie sich alle für den Stoff interessieren. So ist es bei meinem zweiten Thriller gewesen. Übrigens stimmt der Schluss im Exposé mit dem Ende im tatsächlich erschienenen Werk nicht mehr überein. Er ist sogar wesentlich besser. ;-)
Ändern können Sie es nicht, dass Sie auch in Zukunft immer Exposés liefern müssen (es sei denn, Sie entscheiden sich für das Selfpublishing), selbst wenn Sie schon mehrere Jahre im gleichen Verlag sind oder bereits als Bestsellerautor schreiben. Denn ob Sie es glauben oder nicht, auch diese schreiben immer noch Exposés…
Jennifer B. Wind, Bestsellerautorin aus Österreich, sprudelt nur so vor Ideen, was nicht nur ihre Werke, sondern auch ihr Leben spannend macht. Sie arbeitete als Journalistin und als Flugbegleiterin, war Mitglied einer Musicalcompany, stand vor der Kamera und auf der Bühne und ließ sich berufsbegleitend zur Drehbuchautorin ausbilden. Gleich ihr Debüt, der Thriller „Als Gott schlief“, wurde zum Bestseller. Inzwischen kümmert Sie sich auch um Nachwuchsautoren, ist Autorenpatin bei „Tatort-Schreibtisch“ und hat eine Webseite, auf der Sie viel von sich erzählt: www.jennifer-b-wind.com
Hilfe bietet auch die Exposé-Beratung im Autorenpaten-Programm von Tatort-Schreibtisch
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