Frage der Woche

Das Projektkonzept ist – vereinfacht gesagt – ein sehr ausführliches Exposé, in dem eine Vielzahl von Informationen sehr übersichtlich notiert sind, mit denen der Verlag ein eingereichtes Projekt einschätzen und später die Veröffentlichung planen und vorbereiten kann. Das ist bei Sachbücher wichtig, aber auch belletristische Verlage verlangen mitunter ein Projektkonzept.
Ich persönlich ziehe ein Projektkonzept einem einfachen Exposé vor...
Beim Inhalt eines Projektkonzeptes unterscheide ich zwischen den Dingen, die unbedingt hineinmüssen – die Pflicht –, und jenen Punkten, die eine gute Ergänzung sein können, aber nicht unbedingt nötig sind – die Kür.
Damit hätten Sie nun die wichtigsten Teile beisammen und ein Exposé wie es üblich und gewünscht ist. Aber es geht noch besser ;-).
Prämisse (beim Drehbuch auch Log-Line)
Pitch
Kurzexposé
Sie können das Pferd natürlich auch von hinten aufzäumen und zuerst das Kurzexposé schreiben und dann schrittweise das Exposé zum Pitch kürzen.
Sie stöhnen gerade auf – so viel Arbeit für ein Exposé … ? Ja, es ist Mehrarbeit, die Sie vielleicht für unnötig halten. Aber Sie wollen Ihr Buch verkaufen und bekommen dafür in der Regel nur eine Chance von wenigen Minuten. Nutzen Sie diese!
Jennifer B. Wind, Bestsellerautorin aus Österreich, sprudelt nur so vor Ideen, was nicht nur ihre Werke, sondern auch ihr Leben spannend macht. Sie arbeitete als Journalistin und als Flugbegleiterin, war Mitglied einer Musicalcompany, stand vor der Kamera und auf der Bühne und ließ sich berufsbegleitend zur Drehbuchautorin ausbilden. Gleich ihr Debüt, der Thriller „Als Gott schlief“, wurde zum Bestseller. Inzwischen kümmert Sie sich auch um Nachwuchsautoren, ist Autorenpatin bei „Tatort-Schreibtisch“ und hat eine Webseite, auf der Sie viel von sich erzählt: www.jennifer-b-wind.com
Mehr Infos zur Exposé-Beratung im Autorenpaten-Programm von Tatort-Schreibtisch
Ich soll für zu meinem Manuskript ein Projektkonzept schreiben. Was ist das, und was gehört in ein solches Konzept?
Von Jennifer B. Wind
Das Projektkonzept ist – vereinfacht gesagt – ein sehr ausführliches Exposé, in dem eine Vielzahl von Informationen sehr übersichtlich notiert sind, mit denen der Verlag ein eingereichtes Projekt einschätzen und später die Veröffentlichung planen und vorbereiten kann. Das ist bei Sachbücher wichtig, aber auch belletristische Verlage verlangen mitunter ein Projektkonzept.
Ich persönlich ziehe ein Projektkonzept einem einfachen Exposé vor...
Beim Inhalt eines Projektkonzeptes unterscheide ich zwischen den Dingen, die unbedingt hineinmüssen – die Pflicht –, und jenen Punkten, die eine gute Ergänzung sein können, aber nicht unbedingt nötig sind – die Kür.
Die Pflicht:
Ihr Name und Ihre Kontaktdaten
(zum Beispiel im Briefkopf)
Der Arbeitstitel des Werks
Vermutlich wird der Titel später vom Verlag wieder geändert, dennoch empfiehlt es sich einen wirklich guten Titel zu finden, und keinen Platzhalter.
Die Genre-Bezeichnung
Thriller oder Krimi? Fantasy oder Liebesroman? Schreiben Sie auf, um welches Genre es sich bei Ihrem Buch Ihrer Meinung nach handelt. Im Exposé selbst können Sie auch näher darauf eingehen, unter dem Titel reicht ein Wort.
Der Zeichenumfang
Das ist ganz wichtig für den Verlag, um vorab zu planen.
Subgenre
Ein Krimi ist oft nicht nur ein Krimi. Es gibt viele Spielarten. Wo sehen Sie Ihr Buch? Ist es ein Whodunit, ein historischer Krimi, ein heiterer Regionalkrimi oder ein harter Politthriller? Das Subgenre ist wichtig für die Platzierung im Verlagsprogramm, die Zielgruppenfestlegung und auch für die Gestaltung. Harte Thriller erhalten andere Cover als humorvolle Bayernkrimis.
Zielgruppe
Analysieren Sie Ihr Buch. Wen könnten Sie damit ansprechen? Im besten Fall lesen Sie als Autor/in selbst sehr viel und kennen die Bücher der Konkurrenz. Mit welchen Büchern können Sie Ihr Buch am ehesten vergleichen? Oder ist das Buch thematisch für eine bestimmte Zielgruppe besonders interessant? Ihr Protagonist ist Stewart auf einem Kreuzfahrtschiff und auf dem Weg in die Karibik? Dann finden Sie Ihre Hauptzielgruppe womöglich unter den Urlaubern und der Verlag wird sich überlegen, den Erscheinungstermin Ihres Buchs auf die Urlaubszeit zu verlegen. Oder ist Ihr Protagonist ein Gletscherforscher, der in der Weihnachtszeit eine Leiche in einer Gletscherspalte findet? Welchen Stil hat Ihr Buch? Welche Fans anderer Autor/innen könnten auch Ihr Buch mögen? Und bleiben Sie ehrlich. Übertreiben Sie nicht. Sie haben einen humorvollen Regionalkrimi geschrieben, der im bayrischen Wald spielt?? Dann geben Sie als Zielgruppe nicht „Für Fans von Stephen King und Dan Brown“ an. ;-)
Schauplätze
Dieser Punkt ist wichtig für den Verlag, um den Programmplatz zu finden. Hat ein Verlag schon acht witzige München-Krimis im Programm, wird es der 9. Krimi dieser Art eher schwierig haben und abgelehnt werden. Ist es hingegen ein Polit-Thriller, der im Duisburg der Nachkriegszeit spielt, und sich etwas Vergleichbares noch nicht im Programm des Verlags findet, wird man als Lektor einen zweiten Blick wagen, natürlich nur, sofern der Verlag Krimis und Thriller verlegt. Sie lachen? Auch hier habe ich schier Abenteuerliches erlebt, als ein Coaching Klient seinen Thriller an einen Verlag anbot, der ausschließlich Fantasy und Science-Fiction verlegt. Natürlich wurde der Thriller abgelehnt. ;-)
Figurenprofile
Hier stellen Sie die wichtigsten Figuren in maximal fünf Sätzen vor. Der Fokus liegt hier auf den Hauptfiguren! Nebenfiguren werden nur extra vorgestellt, wenn sie einen großen Einfluss auf die Geschichte haben. Auch Figurenprofile schreiben Sie am besten nach dem Motto „Show, don´t tell“, dadurch bekommen die Figuren mehr Dynamik und sind greifbarer, als wenn Sie nur plakativ beschrieben werden, nach dem Motto: 174 groß, blond, schlank und 23 Jahre alt. Das ist langweilig. Sie wollen den Lektoren ja festnageln, er soll das ganze Exposé und die Leseprobe lesen. Seien Sie also originell und erzählen Sie spannend. „Tiberius Rolf stößt sich zum dritten Mal an der Dachschräge den Kopf und steigt in ein Pizzaeck vom Vortag, als sein Telefon unter dem Wäscheberg am Boden klingelt.“ Dieser Satz sagt bereits sehr viel über die Figur aus und der Leser hat sofort ein Bild von Tiberius im Kopf, besser als es „Tiberius Rolf, 34 Jahre alt, groß, Single, ungeschickt, schlampig, chaotisch, wohnt in einer kleinen Wohnung unter dem Dach …“ könnte.
Hintergründe / Motivation / Fakten zum Buch
Dieser Punkt ist besonders wichtig bei speziellen Romanen, wie etwa historische, politische, oder gesellschaftskritische Krimis, die mitunter auch reale Begebenheiten verarbeiten. Hier erklären Sie Ihre spezielle Motivation, genau diesen Roman geschrieben zu haben. Ihr Krimi spielt in der Zeit des zweiten Weltkriegs und Ihre Protagonistin ist eine Widerstandskämpferin? Vielleicht kam Ihnen die Idee dazu, weil Ihre Großmutter eine Widerstandskämpferin war? Ihre Protagonistin kämpft in Ihrem Buch gegen den Krebs? Möglicherweise haben Sie selbst diese Krankheit überlebt? Das sind wichtige Motivationen, die für den Verlag sehr interessant sind, da sie auch bei der Vermarktung später eine Rolle spielen können.
Aufbau
Handelt es sich um einen in sich abgeschlossenen Roman oder den Auftakt einer Serie oder Trilogie? Ist er in einer außergewöhnlichen Erzählperspektive geschrieben oder beginnt er etwa mit dem Ende zuerst?
Inhalt samt Schluss
Ganz wichtig! Im Exposé findet sich die komplette Inhaltsangabe! Keine losen oder offenen Enden. Keine Fragen. Der Verlag will wissen, wie es ausgeht. Komplett bedeutet allerdings nicht, sämtliche Szenen nach zu erzählen. Konzentrieren Sie sich hier ausschließlich auf den Hauptplot! Schweifen Sie nicht ab. Nebenhandlungen werden nur im Exposé einbezogen, wenn sie großen Einfluss auf den Hauptplot haben, wie etwa einen Wendepunkt herbeiführen oder die Auflösung in einem Kriminalfall beschleunigen. Schreiben Sie hier auch nicht Szene für Szene, das machen Sie später in einem Szenenplan, den einige Verlage verlangen. Aber ins Verkaufs-Exposé oder in ein Projektkonzept gehört dieser nicht.
Schreiben Sie die Inhaltsangabe so, dass sie zum Buch passt, was den Tonfall betrifft. Bei einem Drama ist eine humorvolle Inhaltsangabe fehl am Platz. In einem historischen Roman werden keine heutzutage umgangssprachlichen Begriffe verwendet. Schreiben Sie im Präsens. Auch wenn der Roman im 17. Jahrhundert spielt.
Die Kür:
In der erweiterten Version des Projektkonzepts fügen sich noch Zusatzbausteine ein, die sehr gern gesehen werden und die fortgeschrittene Autor/innen nutzen. Ich selbst bin eine Liebhaberin des Projektkonzepts, denn dank der folgenden Elemente bekommt der Lektor sofort einen viel besseren Überblick von Ihrem Buch.
Fassen Sie Ihr Buch in einen einzigen Satz zusammen! Vergleichbar mit einer Schlagzeile in einer Zeitung. Bei meinem ersten Roman war dies „Die Wahrheit kommt immer ans Licht!“ Dieser Satz zeigt schon ganz viel, worum es in meinem Roman geht: um Dinge, die unter die Decke gekehrt wurden, jahrelange Vertuschungen und die dann doch ans Licht kommen. Der Lektor hat durch einen solchen Satz sofort ein Bild im Kopf.
Bei meinem zweiten Roman hat es mein vorangestellter Satz sogar geschafft, vom Verlag als Werbesatz verwendet zu werden, und er wurde auch über den Klappentext gedruckt: „Das schmutzige Geschäft mit der Hoffnung“. Im Buch geht es um Menschenhandel, Flucht und Schlepperei. Dieser Satz fasst quasi 500 Seiten zusammen.
Den richtigen Satz für Ihr Buch zu finden, gelingt Ihnen sicher nicht auf Anhieb, noch schwieriger wird es, wenn das Buch noch nicht geschrieben ist.
Mit meinen Klienten, die ich als Coachin betreue, aber auch in meiner Exposé-Beratung mache ich deshalb folgende Übung: Suchen Sie sich Bücher, die Sie gelesen haben und sehr mögen. Sie können diese Übung auch mit Filmen machen. Versuchen Sie, die Kernaussage des Filmes oder des Buches in einen Satz zu fassen. Gelingt es Ihnen nicht, sofort einen Satz zu finden, beginnen Sie Ihre Zusammenfassung mit exakt 3 Sätzen, nicht mehr! Machen Sie danach zwei Sätze daraus und schließlich nur noch einen. Üben sie ausgiebig, mit der Zeit werden Sie dafür ein Gefühl entwickeln.
Fangen Sie gleich damit an:
Fassen Sie folgende Filme in einen einzigen Satz (oder mit der 3,2,1 Methode) zusammen: „Romeo und Julia“, „Hamlet“, „Avatar“, „Der Da Vinci Code“, „Terminator“, „Der Herr der Ringe“, „Harry Potter“, „Catch me if you can“, „Titanic“, „Alien“, „The Notebook“, „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“, „Der Marsianer“, „Wall-E“, „ET“, „Forrest Gump“, „Ben Hur“, „Slumdog Millionär“, „Schindlers Liste“, „Dallas Buyers Club“, „Silver Linings“ „Spotlight“.
In Amerika geht schon lange nichts mehr ohne den Pitch. Nicht nur in der Verlags- und Filmwelt wird der Pitch genutzt, er ist auch sonst ein gutes Marketinginstrument gegenüber Kunden. Auch Start-Up-Ideen lassen sich prima mit dem Pitch verkaufen, wie man an der Sendung „Die Höhlen der Löwen“ sieht.
Ein Pitch soll kurz und knackig sein und auf das Produkt Lust machen, egal ob es um Saft, Kaugummi oder ein Buch geht. In maximal einer Minute soll das Gegenüber alles Wissenswerte über das Produkt erfahren und im besten Fall so, dass er es sofort kaufen will. Gutes Pitchen lernen Sie nur durch Übung.
Der Pitch besteht aus maximal 4 Sätzen. Folgende Fragen sollten darin möglichst interessant und spannend beantwortet werden:
Was passiert? Wo passiert es? Wem passiert es? (Erster Satz) Was passiert nach dem auslösenden Ereignis? (Zweiter Satz) Wie geht es aus? (Dritter Satz) Worum geht es in der Geschichte eigentlich? (Vierter Satz, dieser ergibt sich aus der Motivation des Protagonisten und der auslösenden Ereignisse.)
Und jetzt pitchen Sie doch mal meine Filmvorschläge! Viel Spaß!
Das Kurzexposé ist nicht zu verwechseln mit dem Klappentext, auch wenn es sich ähnelt. Es ist maximal eine halbe Seite lang und fasst das Buch sehr gestrafft zusammen. Im besten Fall findet es sich auch noch auf der ersten Seite und ködert den Lektor zusammen mit dem Pitch.
Beim Kurzexposé darf das Ende verraten werden, muss es aber nicht. Es soll ähnlich wie bei einem Klappentext definitiv Appetit auf den Text machen. Wir wollen ja, dass der Lektor weiterliest. Hier müssen Sie darauf achten, dass sich im Kurzexposé nicht schon zu viele Personen tummeln. Beschränken Sie sich auf die Hauptfigur und den Hauptkonflikt.
Im Falle eines Kriminalromans stellen Sie hier etwa den Ermittler in den Fokus und den Fall, außerdem die Wendepunkte. Wenn Sie es schon erfolgreich geschafft haben, einen Pitch zu kreieren, wird Ihnen das Kurzexposé nicht mehr schwerfallen. Auch hier können Sie mit der Filmliste üben und diese täglich erweitern.
Die Punkte der Kür fügen Sie wie folgt ein:
Wenn Sie die erste Seite mit Titel, Genrebezeichnung, Log-Line, Pitch und Kurzexposé gestalten, dann bekommt der Lektor auf den ersten Blick, ohne Umblättern zu müssen, bereits sehr viele Informationen übersichtlich präsentiert. Wenn Sie das gut gemacht haben, will der Lektor jetzt weiterlesen, und dann kann (fast) nichts mehr schiefgehen. ;-)
Danach fügen Sie das normale Exposé, wie oben besprochen ein.
Jennifer B. Wind, Bestsellerautorin aus Österreich, sprudelt nur so vor Ideen, was nicht nur ihre Werke, sondern auch ihr Leben spannend macht. Sie arbeitete als Journalistin und als Flugbegleiterin, war Mitglied einer Musicalcompany, stand vor der Kamera und auf der Bühne und ließ sich berufsbegleitend zur Drehbuchautorin ausbilden. Gleich ihr Debüt, der Thriller „Als Gott schlief“, wurde zum Bestseller. Inzwischen kümmert Sie sich auch um Nachwuchsautoren, ist Autorenpatin bei „Tatort-Schreibtisch“ und hat eine Webseite, auf der Sie viel von sich erzählt: www.jennifer-b-wind.com
Mehr Infos zur Exposé-Beratung im Autorenpaten-Programm von Tatort-Schreibtisch
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